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Besuchen Sie den "Folkbrachtstein" (und schauen Sie unten am Ende des Kapitels nach,was es bei uns im Boden aus alter Zeit noch zu entdecken gibt) Beide sind nämlich in einem Verzeichnis der einst berühmten
Benediktiner-Abtei (Essen-)Werden angegeben, dem lateinisch abgefassten
"ältesten Urbar". Darin sind die der Abtei gehörenden
Grundstücke aufgeführt und die Abgaben, die die Pächter
jährlich zu erbringen hatten. Der den Brukterergau einschließlich
Mühlhausen betreffende Teil des Urbar ist um das Jahr 890 entstanden.
Bezüglich Mühlhausen lautet die Eintragung, übersetzt ins
Deutsche:
Der Name Mühlhausen bedeutete im Althochdeutschen genau dasselbe wie heute (mulin = Mühle, husun = hausen). Folkbracht war damals kein ungewöhnlicher Name (Folk = Volk, bracht = glänzend); er lebt heute fort in den Vornamen Volbrecht und Volkbert. Haus- oder Familiennamen kamen erst einige Jahrhunderte später hinzu. Die Eintragung stellt gleichzeitig - wie der Heimatverein vor einigen Jahren herausgefunden hat - die erste urkundliche Erwähnung einer Wassermühle in Westfalen dar (Windmühlen kamen Jahrhunderte später auf). Erst als um 775/776 die Franken unter Karl dem Großen unser damals sächsisches Gebiet erobert hatten, begann man mit der Errichtung von Wassermühlen. Menschen haben aber im Gebiet Mühlhausen wie in den anderen Hellwegdörfern schon um Christi Geburt gelebt, wie vor allem 2013 neue Funde im Indu-Park belegten. Die halbe Hufe (wahrscheinlich etwa 3,5 Hektar), für die Folkbracht
- offenbar der Pächter - die Abgaben an die Abtei zu entrichten hatte,
lag mit ziemlicher Sicherheit am so genannten 1. Scheidtweg nördlich
des Mühlhauser Ortskerns, wo nunmehr der Gedenkstein errichtet ist.
Er steht auf einem Grundstück des Hofes Schulze-Wiehenbrauck, der
Ende des 15. Jahrhunderts als "Weddebroick van der Hove toe Molhusen"
der Abtei Werden abgabepflichtig war. Wie die Werdener Unterlagen ergeben,
war mit größter Wahrscheinlichkeit die halbe Hufe des Folkbracht
Teil dieses Hofes. Die ursprüngliche Hofstelle Schulze-Wiehenbrauck,
die 1798 abgebrochen und etwa 500 m östlich nach Nordlünern
verlegt wurde, befand sich ganz in der Nähe des Gedenksteins. Im Einzelnen ist dies in der Festschrift "Mühlhausen/Uelzen feiert – 1100 Jahre Mühlhausen – 890–1990" dargelegt.
Gestaltet wurde der 160 cm hohe Gedenkstein aus Ruhrsandstein von der
Bildhauerin Rosemarie Zensen, die 2006 verstorben ist (Inschrift unten rechts: "R. Zensen Bönen"). Der Stein
zeigt die historischen Beziehungen auf: Den Kopf des Folkbracht, von der
Künstlerin einer römischen Münze mit dem Kopf des Kaisers Valentinianus I. (364–375 n. Chr.) nachempfunden, die hier 1951 von dem Ehepaar Marawske aus der Heerener Straße gefunden wurde,
Mühle und Häusergiebel zur Darstellung von "Mühlhausen". Dann Feldfrüchte zur Versinnbildlichung der Landwirtschaft und Abgaben,
unterschiedlich breite Linien zur Andeutung der Quellen und des Mühlbachs,
schließlich zur ersten Erwähnung die Inschrift "Mulinhusun
um 890".
Der Folkbrachtstein ist auch abgebildet und beschrieben in der 2010 erschienenen Broschüre "Alta Ripa rettete Rom auch nicht mehr ..." von Wolfgang Schneider aus Altrip. Der am Rhein südlich von Ludwigshafen gelegene Ort wurde nämlich im Jahre 369 von Kaiser Valentinianus gegründet. Danach steht die einzige weitere Statue mit dem Bildnis des Kaisers in Barletta in Süditalien. Sie ist über 5 m hoch, stammt aus dem 4./5. Jh. und war ursprünglich im heutigen Istanbul aufgestellt. Wenn Sie neugierig sind, was noch alles bei uns im Boden verborgen und vielleicht auch zu finden ist, klicken Sie hier Ungelöste Bodenrätsel im Doppeldorf |