Mehr Tierarten in Mühlhausen/Uelzen als vermutet!

(und eine reiche Pflanzenwelt
s. weiter unten:
Götz Heinrich Loos: Die Pflanzenwelt von Mühlhausen — Uelzen)


Mit etwas Glück und aufmerksamen Augen und Ohren kann man bei uns noch/wieder manches Tier antreffen, das an vielen anderen Orten nicht mehr vorkommt. Hier Beobachtungen aus den letzten Jahren:

Zunächst eine stolze Bilanz: Im Frühjahr 2004 waren im Gebiet nördlich der Dorfkerne von Uelzen, Mühlhausen und Lünern etwa 550 rufende Laubfrosch-Männchen zu hören. Im Frühjahr 2000 waren es noch deutlich unter 200. Damit hat sich bei uns eine der großen Populationen dieses in NRW stark gefährdeten Frosches etablieren können. Weiterhin gibt es in diesem Gebiet, nicht zuletzt aufgrund der über 20-jährigen Aktivitäten der Krötenschutzgruppe der VHS Unna, eines der großen Vorkommen der Erdkröte in NRW, wenn auch sinkende Bestandszahlen Rätsel aufgeben. Auch Teich- und Bergmolch sind in oder an den meisten Teichen einschließlich der Gartenteiche zu finden, in einigen Fällen auch der weit seltenere Kammmolch. An besonnten Stellen, auch in einigen Gärten, (so Heerener Str. 23 und Stollenhofstr. 9) ist nicht selten die Waldeidechse zu sehen, ab und zu auch die Blindschleiche. An drei vor einigen Jahren angelegten Teichen in der Mühlhauser Mark wurden bisher 28 Arten Libellen festgestellt, davon mehrere gefährdete oder bei uns seltene wie Kleine Binsenjunfer, Kleine Pechlibelle, Fledermaus-Azurjungfer, Südlicher Blaupfeil, Falkenlibelle und Feuerlibelle.

Sehr häufig sind Rehe, die bei nahezu jedem Abendspaziergang in der Feldflur anzutreffen sind. Inzwischen sieht man wieder häufiger Feldhasen. Im Bimbergtal gibt es Karnickel. Der Dachs hat sich weiter ausgebreitet. Füchse kommen in Mühlhausen und Uelzen bis an den Dorfrand. In vielen Gärten ist der Igel zu Hause. Neuerdings kommen immer häufiger Eichhörnchen in die Gärten am nördlichen Dorfrand, um sich an Haselnüssen gütlich zu tun. Im Dachstuhl mehrerer Häuser, in Mühlhausen wie in Uelzen, dürfte der Steinmarder hausen. Im Gebiet von Haus Heyde stellten Experten im Sommer 2001 bei gezielten Untersuchungen überraschenderweise acht Arten Fledermäuse fest, darunter den sehr seltenen Kleinabendsegler. Eine Kleinabendseglerin, die in Unna erschöpft aufgefunden und nach Erholung und Beringung bei Haus Heyde wieder frei gesetzt worden war, sorgte 2004 europaweit für Schlagzeilen: Sie wurde 1.500 km entfernt in Spanien bei Madrid wieder aufgefunden. In der Öko-Zelle und an der Heerener Str. 23 wurde die in unserer Region seltene Fransen-Fledermaus aufgefunden (jeweils tot); Ende August 2005 fanden Kinder auf dem Weg nördlich vom alten Sportplatz ein junges totes Exemplar der bei uns sehr seltenen Kleinen Bartfledermaus. Vermutlich befindet sich ihre Wochenstube ganz in der Nähe unter einem Dach, möglicherweise der Osterfeldschule. Ein weiteres Exemplar dieser seltenen Art wurde im Sommer 2009 in einem Garten am Karteneck aufgefunden, ebenfalls tot. Im Haus des "BlumenHandWerks" an der Heerener Straße entdeckte man Anfang 2009 eine entkräftete männliche Rauhautfledermaus. Nach Aufpäppelung durch Experten wurde sie zwei Monate später dort wieder ausgesetzt.

Beobachtungsstand am "NABU-Storksbachbruch"
zwischen Straße In den Bruchgärten und altem Sportplatz.
(Foto: Josef Cornelissen - DVD 3.1.12)
Laubfrosch auf Brombeerzweig.
(Foto: Norbert Schorsch - DVD 3.5.33)


Jahrelang brüteten (noch 1999) ein oder zwei Paare der stark gefährdeten Rohrweihen im Gebiet nördlich der Kläranlage; wahrscheinlich wegen zu vieler Störungen sind sie nicht mehr da. In der Uelzener Heide brütete 2000 das seltene Schwarzkehlchen: Der einzige Brutnachweis im Kreis Unna! In Mühlhausens grüner Dorfmitte und auch mitten in Uelzen ist ab und zu der Steinkauz zu sehen und nachts sein Ruf zu hören. Im Februar 2005 wurde ein verletzter, beringter Steinkauz in der Straße Im Storksbach gefunden. Schon seit Jahren soll eine Waldohreule an der Heerener Straße im Bereich Rotkehlchenhain brüten. Im November 2015 wurde im Indu-Park nahe der Max-von-Laue-Straße am Vormittag eine Waldohreule beobachtet, die aber dort möglicherweise nur gerastet hat. In einem ehemaligen Mühlhauser Bauernhaus brütet eine Schleiereule; eine "übertagt" in der ehemaligen Schule in der Mühlhausener Dorfstraße 7. Über Mühlhausens Mitte sieht man ab und zu den Vogel des Jahres 2000, den Rotmilan, kreisen, der seine Brutplätze wahrscheinlich in Stockum oder Hemmerde hat. Im Bereich des Spanierkampwegs wurden mehrfach die selten gewordenen Rebhühner beobachtet.

Im Dorfbereich von Mühlhausen wie von Uelzen brüten Schwanzmeise und Sumpfmeise, sogar der gefährdete Gartenrotschwanz, in einem Garten an der Bruchstraße auch die Weidenmeise. Am Mühlpfad ist der Zaunkönig zu sehen oder zu hören. In der Uelzener Heide kann man den Feldschwirl hören, was wie das Zirpen einer Grille klingt, und dem berühmten Gesang der Nachtigallen lauschen. Rohrammer, Neuntöter und der stark gefährdete Teichrohrsänger brüten dort ebenfalls noch. Die Hochstaudenfluren an der Kläranlage beherbergen gleich mehrere Feldschwirle, Rohrammern und Sumpfrohrsänger und auch die Wasserralle, eines ihrer ganz wenigen Vorkommen im Kreis Unna. Dort sind auch Goldammer und Fitis zu hören, weiter nördlich auch der inzwischen seltene gewordene Kuckuck. Im Norden unserer Gemarkungen sind fast immer ein oder mehrere Graureiher zu beobachten, der größte Vogel unserer Region. Er brütet in Kolonien an der Ruhr bei Wickede, in Welver oder Wasserkurl. Am Storksbachbruch ist schon seit Jahren der seltene Wespenbussard bei der Nahrungssuche zu beobachten. Dort brütet auch der in Deutschland von starken Bestandsrückgängen betroffene Baumpieper. Seit 2012 ist im Storksbachbruch und/oder am Spanierkampweg ständig ein Pärchen Nilgänse anzutreffen. Im Frühjahr 2012 war auch erstmals am NABU-Grundstück "An der Gräfte" eine Kanadagans mit sechs Küken zu sehen.

Auch von den "Kleintieren" finden wir relativ seltene Arten bei uns. Erwähnt seien Sumpfdeckelschnecke, Wespenspinne, Faulbaumbläuling, Mittlerer Weinschwärmer, Hauhechelbläuling und drei "Bären" (Schönbär, Brauner Bär und Blutbär, alles Nachtfalter, die auch am Tage fliegen); mehrere dieser Arten leben in einem Naturgarten am Karteneck. An der Gräfte von Haus Heyde wurden Laufkäferarten entdeckt, die zu den ganz seltenen in NRW zählen.

Von der ebenfalls reichen Pflanzenwelt bei uns nur so viel: Südlich von Haus Heyde befindet sich ein beeindruckender Bestand der seltenen "reinen" Schwarzpappel, die in NRW als "stark gefährdet" eingestuft ist. Auch Orchideen sind bei uns anzutreffen: das Gefleckte Knabenkraut und an mehreren Stellen die Breitblättrige Stendelwurz. In und an unseren Quellen und Bächen wächst das größte Vorkommen der essbaren Brunnenkresse (Nasturtium sterile) in Westfalen - und vielleicht auch weit darüber hinaus - sowie der größte Schilfbestand im Kreis Unna.

(Wer genau wissen will, welche Vögel in Mühlhausen/Uelzen anzutreffen sind, sei auf das im Jahr 2000 erschienene Buch "Brutvögel im Kreis Unna" verwiesen, an dessen Zustandekommen auch eine Anzahl Einwohner von Mühlhausen/Uelzen mitgewirkt hat. Im Buchhandel erhältlich.)

Waldeidechsen in "Norberts Öko-Paradies"
am Karteneck in Mühlhausen.
(Foto: Norbert Schorsch - DVD 3.6.64)
Gebänderte Prachtlibelle.
(Foto: Norbert Schorsch - DVD 3.6.95)
Fotos aus der DVD des Heimatvereins "Unna-Mühlhausen/Uelzen 2006/2007"


Der Heimatverein hängte bisher weit über 120 Nistkästen auf, darunter eine Anzahl speziell für Fledermäuse. Im Frühjahr 2010 baute er zwei Brutröhren für den Eisvogel am Mühlbach ein, der dort immer wieder zu beobachten ist.


Götz Heinrich Loos: Die Pflanzenwelt von Mühlhausen — Uelzen

Nachstehend wird unverändert ein Heft wiedergegeben, das der Heimatverein Mühlhausen/Uelzen Anfang 1997 unter dem vorstehenden Titel in seiner Schriftenreihe herausgab. Wenn auch inzwischen fast 20 Jahre vergangen sind, ist diese Pflanzenliste weiter so wertvoll, dass sie hiermit allgemein zugänglich gemacht werden soll.

Am Ende der Arbeit befindet sich eine tabellarische Aufstellung von Wilfrid Loos, dem Vater von Götz Loos, über die Tiere in Mühlhausen/Uelzen.

(Die hohen arabischen Seitenzahlen im Heft sind dadurch bedingt, dass seinerzeit die Beiträge aus einer fertigen Boschüre herauskopiert worden sind.)
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